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 E & BJ Capper Nagold 2007/08

 

30.5. - 1.6.2007

Überlandtrip mit

Overland trip with

Stabkirchen

Stave Churches

Endlich in Norwegen!
Brav haben wir uns an der Grenze in die Spur " Zu verzollen" eingereiht, da wir doch etwas mehr Wein als die erlaubten 3 Liter pro Person einführen möchten (Man stelle sich nur vor: Camping unter der Mitternachtssonne, ohne das gebührend feiern zu können!) - die Strafe für Schmuggel soll horrend sein. Trotzdem fühlen wir uns zwischen den zahlreichen LKW-Fahrern mit ihren dicken Frachtpapierbündeln eigenartig deplatziert, als wir der freundlichen Zollbeamtin unsere kleine handgeschriebene Liste reichen. Wir dürfen trotzdem für jede Flasche €4,50 Zoll bezahlen und betreten das alkohol-restriktive Nicht-EU-Land in gewissensmäßig bester Verfassung.

Wir beschrieben in den nächsten Kapiteln natürlich die Stellen, die wir selbst besucht haben. Für eine Übersicht anderer, interessante Orte siehe den Link (auf Englisch) ‘100 Best Things to do in Norway’.

In Norway at last!
At the border we virtuously go through the ‘Something to declare’ entrance, as we have rather more than the allowed 3 litres wine each. We plan to stay for at least 5 weeks and want to be able to reasonably celebrate camping under the midnight sun. Also the fines for smuggling are said to extremely high!
Nevertheless we feel a bit out of place in the customs office between the lorry drivers with their thick bundles of freight documents when we hand the friendly customs lady our hand-written list. She kindly permits us to pay the €4,50 per excess bottle (thus more than doubling the German supermarket prices). From then on no-one is interested in seeing the customs receipt and we drive on ‘in good spirits’ and with a righteous conscience out of the decadence of the EU into alcohol-restrictive Norway.

In the following chapters we describe of course the places that we ourselves visited. For an overview of other interesting places see the link ‘100 Best Things to do in Norway’.


Dennoch fällt der Empfang in Oslo nicht gerade herzlich aus. Berufsverkehr bei starkem Dauerregen: das 1000jährige Oslo hat bei uns nicht wirklich eine Chance auf gerechte Beurteilung.

Our reception in Oslo is not particularly hearty as we drive car and caravan through the rush-hour traffic in steady rain: the famous 1000-year-old city has little chance of a fair judgement from us!

 

 

 

Die Stadt Oslo windet sich um die Zungenspitze des mächtigen Oslofjords - und unsere Straße und wir winden uns mit. Tatsächlich wird ihre Lage zwischen dem riesigen Gewässer und den sich direkt anschließenden Bergen gerühmt als eine der schönsten der Welt. Auf obigem Bild kann man außer der dampfenden Stadtautobahn links die Schiffsmasten im Hafen und dahinter bereits die Berge erkennen.
Doch Oslo soll laut der Zeitschrift "Economist" Tokio im Jahr 2006 als teuerste Stadt der Welt abgelöst haben - noch ein Grund, es zügig zu verlassen.

The city of Oslo curls around the long bay of the mighty Oslo fjord and our road curls with it. Its position between the huge stretch of water and the nearby mountains is famed as one of the most beautiful city locations in the world. In the picture above the ships masts in the port and the distant mountains can just be detected through the spray coming up from the wet city motorway.
According to the ‘Economist’, in 2006 Oslo took  over from Tokio as ‘most expensive city of the world’ - another good reason to drive on through.

 

 

 

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Hinter Oslo werden wir auf der E16 rasch zu einsamen Fahrern entlang traumhafter Seen. Dieses Panoramabild knipsen wir am Morgen nach einer Übernachtung wenige Schritte von dem schönen Parkplatz entfernt. Es gehört zu der Art von Bildern, die man auf den Kopf stellen könnte, ohne dass man es bemerkt, so klar sind die Spiegelungen im endlos scheinenden See.
Die E16 führt das Vardres-Tal entlang. In oder am Rande dieses Tals befinden sich sechs der insgesamt 28 Stabkirchen Norwegens, die bezüglich Architektur und Baukunst Norwegens größtes Geschenk an die Menschheit darstellen, so lesen wir. Folglich nehmen wir auch Umwege in Kauf, um diesen Schatz zu entdecken.

Beyond Oslo on the E16 we soon get used to driving almost alone on the road past magical lakes. This panorama picture was taken in the morning a few steps away from the attractive parking place where we spent the night. The reflections of the almost endless lake and surroundings are so clear that you could almost invert the picture vertically and not notice it. (We didn’t!)
The E16 leads us through the Vardres valley. In or near this valley are 6 of the total of 28 stave churches which, as we read, represent Norway’s greatest donation - from an architectural point of view - to human culture. In that case we are prepared to make detours to discover some of these treasures.

 

 

 

Der "kleine Umweg" entpuppt sich als steile und enge Serpentinenstraße, größeren Gespannen ist von der Befahrung abzuraten. Wir suchen ein wenig herum, bis wir am Rande eines Bergdorfes die Stabkirche Hedalen entdecken.
Auf den ersten Blick wirkt sie wenig spektakulär. Doch das Alter dieser und der restlichen Stabkirchen ist erstaunlich: Sie wurden alle im 12. und 13.Jh. erbaut. Danach raffte die Pest 3/4 der norwegischen Bevölkerung dahin. Viele Landstriche wurden entvölkert, so auch das Gebiet um diese Kirche. Das Gotteshaus geriet in Vergessenheit. Als man die Kirche später wiederentdeckte, fand man einen erschossenen Bären vor dem Altar. Dessen Fell wird in der Sakristei aufbewahrt.
Im Kern ist die Kirche eine einschiffige Langkirche, die 1699 zu einer Kreuzkirche umgebaut wurde. Sie ist wohl die älteste der Valdres-Kirchen.

The first ‘small detour’ proves to be a steep and serpentine road, which would not be suitable for a larger caravan than ours. We hunt round a bit until - at the edge of a mountain village - we discover the Hedal stave church.
At first look it doesn’t seem very spectacular, but the age of this and of the other stave churches is amazing. They were all built in the 12th and 13th centuries. After that period the plague killed off 3/4 of the Norwegian population and many regions were completely depopulated, including the area around this church. The church fell into oblivion until it was rediscovered by a hunter who killed a bear in the church. The bearskin still hangs in the sacristy.
The original church was a single-naved long church. In 1699 it was rebuilt and a transept added to make the form of a cross. It is the oldest of the Valdres churches.

 

 

 

Das prächtige Westportal mit reichen Drachenschnitzereien gehört wie das Langhaus zum Original. Die christianisierten Nachfahren der Wikinger hatten deren perfektionierte Holzbaukunst geerbt und schnitzten zum Schutz gegen böse Geister Drachenköpfe für die Dächer oder wie hier kunstvolle Ranken aus kämpfenden Tieren, Schlangen und Drachenleibern. Der Glaube war noch neu und wurde mit den alten heidnischen Symbolen vermischt.

The magnificent west portal, decorated with fine dragon carvings, is part of the original church. The christianized descendants of the Vikings had inherited their highly developed wooden construction skills. They carved dragon heads to ward away evil spirits for the roofs and - as here - artfully twining fighting beasts, snakes and dragons. Their faith was still new and the old heathen symbols were mixed into it.

 

 

 

Weiter talaufwärts, etwas abseits vom Ort und hoch über dem Valdres, steht die Stabkirche zu Reinli. Wie die Kirche zu Hedalen war sie ursprünglich eine Langkirche. Später wurde sie verlängert und erhielt eine Apsis. Die Kirchen werden deshalb "Stabkirchen" genannt, da sie aus aufrecht stehenden Stäben oder Masten bestehen, die wie ein Rahmen mit Holzplanken gefüllt sind. Aufliegende Balken tragen das Dach.

Further on up the valley is the Reinli stave church. Like the Hedal church it was originally a long church. Later it was extended and an apse was added. The churches are called stave churches because they are built with massive vertical wooden staves, pillars or posts, which are joined by wooden struts forming a frame. This then supports horizontal beams which in turn support the roof.

Bereits ab dem Jahr 1000 n.Chr. wurden die ersten Stabkirchen erbaut. Da man die Masten direkt ins Erdreich rammte, waren die Kirchen nach hundert Jahren verrottet. Erst als man einen Sockel aus Stein anlegte und darauf die Holzständer setzte, schenkte man den Kirchen damit eine fast unglaubliche Haltbarkeit. In Europa gab es im frühen Mittelalter viele Holzkirchen, in Norwegen wohl über tausend. Doch nur die 28 Stabkirchen in Norwegen haben die Zeiten überdauert.

The stave churches started being built in about 1000 AD. As initially the posts were rammed directly into the earth, after a hundred years the churches were rotten. Later the beams were mounted on stone plinths. This made the churches remarkably long-lasting. In Europe there were many wooden churches in the early Middle Ages; in Norway there were over 1000, but only 28 of the stave churches have survived the ravages of time.

 

 

 

 

 

Einige Details an der Stabkirche zu Reinli.
Im Mittelalter wurde die Kirche neu gedeckt, diesmal mit Schieferplatten. Bei einer erneuten Restauration im 20.Jh. überlegte man, ob man die ursprüngliche Holzschindelbedachung wieder herstellen sollte, doch die Steinplatten waren ja auch bereits antik und die Restauration viel billiger, wenn man sie beließ (Bild links).
An das Dach wurde als zusätzlicher Schutz vor bösen Geistern (so ganz traute man dem neuen Glauben noch nicht) ein Drache angebracht (Bild Mitte).
Durch das Eingangsgitter knipsen wir den dahinter liegenden eigentlichen Eingang zur Kirche (rechts). Wie bei vielen Stabkirchen umgibt auch hier ein geschlossener überdachter Gang ("Svalgang") die komplette Kirche wie eine zweite Haut. Leider ist die Kirche wie die von Hedalen geschlossen.

Some details of the Reinli church.
In the Middle Ages the roof was replaced by a slate roof. When newer restoration work was done in the 20th C replacement with a wooden shingle roof was considered, but the slates were by then themselves already ancient and also the restoration was much cheaper if they remained. (Picture left).
On the roof a dragon is there to give protection from evil spirits (centre). Maybe they were not quite so sure about their new faith.
Through the lattice we are able to photograph the church entrance door itself (right) with its decorative metal work. As in many stave churches a narrow roofed passageway ("Svalgang") surrounds the church like a second skin. Unfortunately this church is closed, as was the case in Hedal.

 

 

 

Noch weiter nordwestlich im Valdres befindet sich direkt neben der E16 die Stabkirche zu Oye. Ihr Entstehungsjahr wird mit 1125 angegeben, doch sie hat eine wechselvolle Vergangenheit hinter sich. Ursprünglich stand sie direkt am See, aber als im Mittelalter die Frühjahrshochwasser bewirkten, dass die Leichen auf dem Friedhof hochgespült wurden, verlegte man sie an ihren jetzigen Standort. Als man im 18.Jh eine neue Kirche baute, riss man diese alte wohl ab und begrub 156 Teile von ihr im Fußboden der neuen Kirche. Erst 1956 rekonstruierte man sie aus diesen Teilen.
Die Stabkirche zu Oye ist insofern eine Rarität, da sie als einzige Stabkirche dreischiffig ist, also innen freistehende Säulen hat (wie Borgund oder Lom), von außen jedoch eher der Kirche zu Reinli (siehe oben) ähnelt, die nur aus einem Schiff besteht, weil das große mittlere Dach in einem Stück alle drei Schiffe bedeckt.

Further to the north-west in Valdres is the Øye stave church, directly next to the E16. The date of building is shown as 1125, but the church has a varied history behind it. Originally the church stood directly next to the lake, but in the Middle Ages spring flooding caused bodies to be flushed out of the cemetery, so the church was moved to its present position. When a new church was built in the 18th C, the old one was demolished and 156 pieces of it were buried in the floor of the new one. In the 20th C these were discovered during restoration and the old church was reconstructed from the pieces.
The Øye stave church is a rarity, as it is the only stave church with three aisles inside, i.e. with free-standing pillars (as at Borgund and Lom), but which resembles the single-aisled Reinli church (above) from the outside, as the large central roof covers all three of the aisles.

 

 

 

Kurz hinter Oye verlassen wir mit der E16 das Valdres-Tal. Die Straße schraubt sich bis auf 1000m Höhe den Smedalsvatnet hinauf. Die Landschaft verändert sich völlig. Grüne Farben weichen braunen. Bergrücken und Seen tragen noch Eis- und Schneereste, die Vegetation scheint um Monate zurückgefallen. Alles wirkt wild, karg und leer.

Not far beyond Oye on the E16 we leave the Valdres valley. The road winds up to over 1000m and past the Øvre Smeddalsvatnet lake. The countryside changes completely. The colour green is replaced by brown. Mountain slopes and lakes still have the remainders of snow and ice on them and the vegetation seems months behind. Everything seems wild, sparse and empty.

 

 

 

Für wenige Sekunden reißt der wolkenschwere Himmel auf und die Sonne zaubert reizvolle Lichteffekte in die Landschaft. Von hier aus geht es hinab ins Lærdal.

As we pass the Smeddalsvatnet lake the sun shines briefly through the heavily clouded skies and conjures up beautiful light effects. From here onwards the road goes down again into Lærdal. 

 

 

 

Unten im Tal stößt man in Borgund fast unweigerlich auf die am besten erhaltene Stabkirche Norwegens. Sie gehört zu den am häufigsten besuchten und besitzt eine eigenes Besucherzentrum. Wir kommen zu spät, Zentrum und Kirche sind bereits geschlossen. Wie gern hätten wir diese Kirche von innen besichtigt. Doch auch von außen besticht sie mit ihrer schönen Form und den harmonischen Proportionen. Seit fast 800 Jahren steht sie unverändert da - wie ein Schiff unter vollen Segeln -, und lässt den starken Einfluss der Schiffsbaukunst der Wikinger gut erkennen.
Links neben ihr steht der alte Glockenturm, der zu seinem Schutz verkleidet wurde.
Auf  dieser Seite geht die Farbe der Kirche ins Schwarze, was dem als Holzschutz aufgetragenen Teer zu danken ist. Läuft man um sie herum, wechselt die Farbe wie bei den anderen von und besuchten Stabkirchen ins Braune bis Goldfarbene. Ob der Teer an der Wetterseite schneller abgewaschen wird oder die Sonne ihn "abschmilzt"?

Down in the valley the road leads past the best preserved stave church in Norway at Borgund. It is one of the ones most often visited and has its own visitors centre. As often, we arrive too late, as centre and church are both closed. We would love to have seen the interior of this church. But even from outside we enjoy the beautiful form and proportions. For almost 800 years it stands there unmoving, looking like a ship under full sail and witnessing to the shipbuilding skill of the descendants of the Vikings.
On the left stands the bell-tower, surrounded by a wooden wall for protection.
This side of the church is almost black, thanks to the tar used to preserve the wood. If you walk around to the other side, the colour, as at the other churches we visited, changes through brown into golden brown. We’re not sure what weathering process causes this difference.

 

 

 

Von dieser Seite erkennt man den warmen Farbton des alten Kiefernholzes. Die zunächst verwirrende Anzahl der Dächer sagt viel über die Konstruktion der Kirche aus. Das niedrigste Dach bedeckt den um die eigentliche Kirche herumführenden Gang, den Svalgang, in dem Aussätzige den Gottesdienst verfolgen durften. Die zweite Dachreihe liegt auf den äußeren Schiffen dieser dreischiffigen Basilika. Über dieser erheben sich die Wände des Hauptschiffes mit etwas niedrigerem Chor. Innen stützen freistehende Säulen deren Dächer. Auf dem Dach des Hauptschiffes sitzt ein sog. "Dachreiter", ein aufgesetzter Turm, den wiederum zwei kleine Türmchen schmücken. Gegen böse Geister wurden die Firste mit zahlreichen Kreuzen und Drachenköpfen "bewaffnet".

From this side the warmer shades of colour of the pinewood can be seen. The initially rather confusing number of roofs says a lot about the construction of the church. The lowest roof covers the passageway running around the church, the “Svalgang” in which lepers were allowed to follow the church service. The second row of roofs rests on the outer two aisles of this three-aisled basilica. Standing up above this are the walls of the central aisle and of the rather lower choir. Inside, free-standing pillars support their roofs. On the roof of the main aisle or  nave is a small tower decorated  in turn by two smaller towers. The roof ridges are “‘armed” with numerous protective crosses and dragon heads.

 

 

 

Links ein Blick in den Svalgang, den um den eigentlichen Kirchenkörper herumlaufenden Gang.
Rechts sieht man interessante Strukturen auf dem uralten Holz, vielleicht vom austretenden Harz oder dem aufgetragenen Teer erschaffen.

On the left the narrow surrounding passage, the “Svalgang”, which runs right round the church.
The picture on the right shows interesting weathering patterns on the ancient wood, either from resin from the wood or from tar applied to it, we don’t know.

 

 

 

Im Ort Lærdal finden wir einen schönen Campingplatz, von dem aus wie am nächsten Tag die Weltkulturerbe-Stabkirche in Urnes besuchen wollen.
Nach einer teuren Überfahrt mit der Fähre (€17) stehen wir schließlich am Lustrafjord im Ort Solvorn und blicken auf das gegenüberliegende Fjordufer. Da, genau in der Mitte, nur wenig über dem Wasserspiegel, soll die berühmte Stabkirche stehen. Wieder soll die Überfahrt nicht wenig Geld kosten. Und an dieser Stelle passiert es, dass wir uns nach den unzähligen Maut- und Fährgebühren, die wir entrichten mussten, um so weit zu kommen, gegen eine weitere Überfahrt entschließen. Wir schrauben unser 300er Tele an die Kamera und versuchen, die Kirche von diesem Ufer aus zu knipsen.

In the town of Lærdal we find a good but relatively expensive camping site, from which we want to make a trip to the World Cultural Heritage church of Urnes next day.
After an expensive ferry crossing (€17) we finally reach the small town of Solvorn on the Lustrafjord and look across in the dull weather at the opposite side of the fjord. There in the middle, just above the waterline, the famous stave church (of which we have already visited four in poor weather conditions) must be located. The ferry across will cost another €7 each, and the further cost to enter the church is at that point unknown (actually modest €6 per person.). At this point, with a feeling of unreasonably mounting costs, we decide against crossing the fjord.
Instead we attach our 300mm tele to the camera and decide to do it that way.

 

 

 

Das Ergebnis dieser Bemühungen: ein Bild der Schande und des verschlossenen Geldbeutels, auch eines, das unseren Ärger über die hohen Fahrtkosten und das ununterbrochene Zur-Kasse-gebeten-Werden ausdrückt. Dabei sind wir zugegebenermaßen ungerecht. Wer ein Land wie Norwegen erleben will, muss sich wohl mit an den Kosten beteiligen, die unzählige Tunnels, Brücken und Fährbetriebe verursachen. Wir haben diese zusätzlichen Kosten einfach unterschätzt - oder versucht man doch, die Touristen ein wenig auszunehmen?

Doch zurück zur unschuldigen Kirche. Die Stabkirche gehört wie die in Borgund zum dreischiffigen Typ und ist wohl die älteste Norwegens (1120-1150), allerdings wurden in ihr Bauteile einer noch älteren Kirche verwandt, wie z.B. deren ehemaliges Nordportal, das heute in die Außenwand eingearbeitet ist. Es zeigt wunderbar ornamentierte Ranken (ähnlich den Türranken in Hedalen, siehe oben), die in kunstvoll verschlungenen Drachen- und Schlangenleibern den Kampf Gut gegen Böse symbolisieren. Sie begründen den bekannten "Urnes-Stil".

The result of our efforts: a picture of shame and closefistedness, but also one that expresses our annoyance at the feeling of continually having to pay extras. Obviously we are being unjust. We live in a low-cost country in which both locals and tourists use an extensive road network at no additional cost. If you want to visit a high-cost country like Norway, then you must be prepared to make a contribution to the innumerable tunnels, bridges and ferries, including those on the way in Denmark and Sweden,  but we underestimated the costs (and sometimes couldn’t escape the feeling as tourist of being milked).
But back to the church, which is quite innocent of all this. The stave church belongs, like Borgund,  to the three-aisled type and with a date of 1120-1150 is thought to be the oldest in Norway, although parts of an even older church were used in its construction, e.g. the north portal of the older church, which was used in the external wall of Urnes.

 

 

 

Nach diesem missratenen Urnes-Besuch ist uns nach Abkühlung, sprich einem Gletscher, zumute. Wir fahren das schöne Tal Jostedalen entlang.
Die Wiesen in Norwegen Ende Mai scheinen voll springender und hüpfender blauer oder gelber Plastikkärtchen zu sein, die in den Ohren unzähliger kleiner Lämmer stecken. Hier ein hungriges Drillingspaar an einer geduldigen Mutter.

After the not-very-successful Urnes ‘visit’ we feel like cooling off, so drive on to visit a glacier. We drive along the beautiful Jostedalen valley.
The meadows in Norway at the end of May seem to be full of leaping and bounding blue or yellow plastic labels attached to the ears of little lambs. Here a patient ewe with her hungry triplets.

 

 

 

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Am Ende des Tals stoßen wir auf den Gletscher Nigardsbreen, der in einen großen, grünschimmernden See entwässert. Da Teile des Weges überflutet sind, sehen wir von einer näheren Besichtigung ab.

At the end of the valley we reach the Nigardsbreen glacier, which drains into a large green-watered glacial lake. As parts of the path to the glacier are under water we decide not to go all the way to it.

 

 

 

Für andere ist dies kein Hindernis. Mit unserem Teleobjektiv machen wir diese Gruppe Gletscherwanderer aus.

Others were not deterred by the path. With our telephoto lens we watch them walking on the glacier from a safe distance.

 

 

 

Und weiter geht's den schönen Lustrafjord entlang. Mächtige Wasserfälle schütten das Schmelzwasser in den Fjord.

We drive on along the beautiful Lustrafjord. Mighty waterfalls empty the snowmelt into the fjord.

 

 

 

Am Ende des Fjords geht es das Betgdal hinauf in eine wilde Berglandschaft.

At the end of the fjord the road leads up the Betgdal into wild mountain scenery.

 

 

 

Beim bekannten Touristenzentrum Turtagro sind wir bereits an der Schneegrenze. Von hier führen viele Wanderwege in ein bis 2405m hoch liegendes Naturschutzgebiet mit wunderbaren Aussichtspunkten.

At the well-known tourist centre Turtagrø we have already passed the snow-line. From here there are many hiking routes in the nature protection area, which reaches up to 2405m and offers wonderful views.

 

 

 

Auf der Karte entdecken wir eine kleine Privatstraße, die über einen Pass mitten durch das Naturschutzgebiet führt. Wir bezweifeln, dass sie geöffnet ist, denn schon auf 1000m Höhe bedrängen Schneereste die Fahrbahn.
Doch die Schranke ist oben. Und bald sehen wir auch, wieso solche Wege, die durch eine Schneewüste führen, befahrbar sind. Meterhoch türmt sich der gefräste Schnee neben der Straße. Wie in einem weißen Tunnel fahrend schrauben wir uns die Berge hinauf bis 1300m und scheinen mit der Straße über eine Kuppe hinweg wieder ins Tal zu stürzen. Ein faszinierendes Erlebnis! Dafür entrichten wir dem fleißigen Schneepflüger auch gerne eine Mautgebühr.

On the map we discover a small private road leading over a pass through the nature protection area. This is a much shorter way back and cuts out a ferry. We doubt if it the road will be open, as already at 1000m snow remains seem to be crowding onto the road.
But the barrier is open and soon we see why such a road leading through a snowy desert is drivable. The snow-clearing machines have cut their way through, leaving snow walls often several metres high on either side. We drive at times through what seems like a white tunnel as the road curls up the mountain to 1300m and then crosses the crest in roller coaster style before dropping back down. A fascinating experience, and in under these circumstances well worth the toll! (€6.50).

 

 

 

 

 

Um die Thematik "Stabkirchen" in diesem Kapitel abschließend zu behandeln, tun wir nun etwas, das wir normalerweise zu meiden versuchen. Wir geben die zeitliche Abfolge unserer Reise zugunsten einer themenbezogenen kurzzeitig auf.

Diese hübsche Stabkirche inmitten zauberhafter Landschaft haben wir im Ort Undredal am Aurlandsfjord  auf unserer Fahrt nach Bergen entdeckt. Sie ist die kleinste aller Stabkirchen und bietet im Inneren Platz für 40 Personen.

To cover the topic ‘Stave Churches’ fully in this chapter we do what we normally try to avoid. We stop describing our trip sequentially for a short time and describe here the remaining stave churches that we saw later on on our tour.

We discovered this pretty church in magical scenery in the small town of Undredal on the Aurlandsfjord on our way to Bergen. It is the smallest of all the surviving stave churches, with room for only 40 people inside.

 

 

 

Im Dachstuhl fand man die Jahreszahl 1147 eingeritzt, wohl das Entstehungsdatum der Kirche. Sie wurde allerdings im Lauf der Jahrhunderte stark verändert.
Die Kirche teilt sich eine transportierbare Orgel mit der Kiche im nahe liegenden Bakka, was kein großes Problem darstellt, da die Gottesdienste nur einmal im Monat stattfinden.

The date 1147 has been found carved into a roof truss, probably the date the church was built. It was however modified significantly in the course of the centuries.
The church shares a portable organ with the church in nearby Bakka, which is not a large problem, as church services only take place once a month.

 

 

 

 

 

Als wir wenige Tage später Bergen bereits hinter uns lassen, stoßen wir unverhofft aus die schöne Kirche bei Hopperstad. Sie zählt zu den ältesten erhaltenen Stabkirchen (1150-1200). Wesentliche Elemente sind identisch mit der Stabkirche von Urnes. Sie ist ebenfalls eine dreischiffige Basilika. Im Jahr 1880 sollte sie das gleiche Schicksal ereilen wie zuvor viele andere Stabkirchen: Sie sollte angerissen werden. Der Architekt Peter Blix rettete sie davor und leitete die Restaurierung ein. Äußerlich wurde sie der Stabkirche von Borgund angepasst. Sie erhielt einen Dachreiter sowie einen Svalgang und eine Apsis. Das Innere war gut erhalten geblieben.

When we leave Bergen behind us a few days later we unexpectedly pass the beautiful church at Hopperstad. It is among the oldest of the surviving stave churches (1150-1200). Significant elements are the same as a Urnes. Again it is a three-aisled basilica. In 1880 it was due to suffer the same fate as many stave churches before it, namely to be demolished. The architect Peter Blix saved it from destruction and initiated restoration work. Externally it was restored matching the stave church at Borgund. It was given a ridge turret, a surrounding passageway and an apse. The interior was well preserved.

 

 

 

Im Ort Lom an der RV 15 nördlich des Jotunheimengebirges entdecken wir diese Stabkirche, eine der schönsten Norwegens, die jährlich von vielen tausend Touristen besucht wird. Ursprünglich war sie wie die Kirche zu Borgund eine dreischiffige Basilika, wurde jedoch im 17.Jh. zu einer Kreuzkirche umgebaut.

A couple of days later we find this magnificent stave church in Lom on the RV 15 to the north of the Jotunheimen mountains. It is one of the most beautiful in Norway and is visited each year by many thousands of tourists. Originally it was a three-aisled basilica, like Borgund, but in the 17th century it was rebuilt with a transept, giving it the form of a cross.

 

 

 

Aufgrund der großen Popularität ist die Kirche geöffnet und wir können endlich einen Blick ins Innere werfen. Der warme Farbton gereiften Kiefernholzes umfängt uns und schafft eine wohltuende Atmosphäre. Je 8 Masten auf jeder Längsseite des Schiffs reichen freistehend bis zum Boden und haben eine elliptische Form. Die Andreaskreuze wurden kurz nach dem Bau eingesetzt, wahrscheinlich aus statischen Gründen.

Because of its popularity the church is open and at last we get a chance to see the interior of a stave church. The warm colouring of mature pinewood surrounds us and creates a pleasant atmosphere. There are 8 elliptical wooden pillars on each side. The St. Andrews cross-formed beams were put in soon after the original construction, presumably to improve the stability.

 

 

 

Ein Blick auf den Altar und die Deckenbemalung.

A view of altar and decorated ceiling.

 

 

 

In der Deckenbemalung ist eine Darstellung von der Taufe Jesu von 1608. Um das Bildnis windet sich die Inschrift: "Dies ist mein Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe. Den sollt ihr hören.”

This detail of the ceiling represents the baptism of Christ and is dated 1608. Around the circle is the Latin inscription (taken from the biblical account of Christ’s transfiguration) : “This is my beloved son, with whom I am well pleased. Listen to him.”

 

 

 

Mit diesem Blick zurück zur Eingangstür wird die Stab-, Ständer- oder Mastenkonstruktion nochmals verdeutlicht. Die freistehenden Hölzer tragen das Mittelschiff und erweitern den Raum nach oben. Die umlaufenden Andreaskreuze dienen der Stabilisation.

This view back towards the entrance door clearly shows the stave or wooden pillar construction. The free-standing beams support the central part of the church and optically give even more height to the room. The surrounding St. Andrew’s cross beams stabilize the construction.

 

 

 

Das frühere Südportal weist noch schöne alte Schnitzereien auf.

The former south portal has fine old carvings around it.

 

 

 

 

 

Blick auf die runde Apsis der Stabkirche zu Lom mit den später angebauten Querarmen links und rechts, die die Harmonie der Kirche im Innern jedoch nicht stören.

A view of the round apse of the Lom stave church and the two sides of the transept. This was added later, but has not spoiled the harmony of the interior.

 

 

 

Zu guter Letzt zeigen wir die Stabkirche von Garmo. Sie stand ein paar Kilometer östlich von Lom. Die Kirche wurde vermutlich im 12.Jh. gebaut. Später wurden der Turm aufgesetzt und das Querschiff eingefügt. 1882 wurde die Kirche abgerissen und in Einzelteilen versteigert. Anders Sandvig kaufte die Teile wieder zusammen und baute die Kirche 1921 im Freilichtmuseum Maihaugen bei Lillehammer wieder auf.

To round off the topic of stave churches, we show the one from Garmo. It used to stand a few kilometres from Lom and is thought to have been built in the 12th C. Later the tower and a transept were added. In 1882 the church was demolished and the parts of it were auctioned off. Anders Sandvig bought back the pieces again and in 1921 rebuilt the church in the Maihaugen open-air museum near Lillehammer. 

 

 

 

Das Innere der Stabkirche von Garmo. Wir schauen aus einem der Querschiffe in das andere. Das Interieur stammt wahrscheinlich aus dem 17. und 18.Jh.

The interior of the Garmo stave church. We are looking from one side of the transept across to the other. The interior probably dates to the 17th and 18th centuries.

 

 

 

Der schöne Altar der Stabkirche zu Garmo.

The fine altar of the Garmo stave church.

 

 

 

 

 

Im Freilichtmuseum Maihaugen steht die alte Stabkirche von Garmo jetzt idyllisch neben dem Ententeich.

In the Maihaugen open-air museum the Garmo old stave church now stands in an idyllic location near a duck-pond.

 

 

 

Wir bedanken uns besonders bei www.etojm.com für die guten Informationen über die norwegischen Stabkirchen.

Our special thanks to www.etojm.com for the very good information about the Norwegian stave churches. (In German, and may no longer be available.)

 

 

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